Freitag, 26. Mai 2017

Das Hummerballett...

... oder das 10. Kapitel aus Alice im Wunderland von Lewis Carroll auf Stoff verewigt.

Wer meinen Blog seit längerer Zeit folgt weiß, daß ich eine große Freundin von Alice im Wunderland bin. Meinen ersten Kontakt mit dieser Geschichte hatte ich bereits in jungen Jahren, beginnend mit einem lauten Knistern, welches die Plattenspielernadel gleich nach dem Aufsetzen auf die Schallplatte erzeugte.


Als junge Erwachsene begann ich mich, inspiriert von den Geschichten des britischen Autors Douglas Adams,  für die Chaostheorie zu interessieren. In  "Die Entdeckung des Chaos" von John Briggs und F. David Peat wird die Chaostheorie anhand von Textauszügen aus "Alice hinter den Spiegeln" sehr anschaulich erläutert und erklärt. Inzwischen haben sich meine Interessen gewandelt und wenn ich ehrlich bin, ist vieles, von dem was ich mir damals angelesen habe, in den weiten meines kleinen Hirn-Universums verloren gegangen.


Eigentlich wollte ich einfach nur einen maritimen Hoodie nähen, mit einem Hummer, der nicht als Mahlzeit präsentiert wird, sondern in einem anderen Kontext stehen sollte. Bei uns gab es nie Hummer oder Meeresfrüchte zu essen. Das hat viele Gründe, einer davon ist die Region in der wir aufgewachsen sind, die durch die räumliche Entfernung zum Meer, wenig Berührungspunkte mit den kulinarischen Spezialitäten der Küstenregionen hat.


Andererseits mag ich die Kriminalromane um Kommissar Dupin sehr, gerade auch weil es der Autor Jean-Luc Bannalec meisterlich versteht Land und Leute der Bretagne liebevoll zu beschreiben und eine Atmosphäre zu vermitteln, die richtig Lust auf die Bretagne macht. Das ist auch kein Wunder, zumal der Kommissar ein Genießer ist und sich oft und gerne die regionale Küche, bestehend aus Meeresgetier  aller Art,  einverleibt und diese regionalen Spezialitäten atmosphärisch und mit viel Hintergrundwissen beschreibt.  


Ich esse weder Hummer noch Austern (trotz Inspektor Dupin, der im Übrigen auch keine Austern mag), weshalb der Kontext für den Hoodie ein anderer sein musste. So fiel mir die "Lobster Quadrille" von Lewis Carroll aus Kindheitstagen wieder ein und ich beschloss das Motiv in diesen Bezug zu setzen.


Auf der Suche nach einem plotbaren Hummer bin ich auf einer von Aenni Lus Pinterest-Pinnwänden auf eine freie Grafik gestoßen, die mich sehr angesprochen hat. Ich selbst bin von  Pinterest etwas überfordert, freue mich aber, wenn ich von der Sammelleidenschaft anderer profitieren kann, wie in diesem Fall von Aenni.


Geheimling und Täschling 2.0 sind noch eine Nummer zu groß, aber da die Kinder so schnell wachsen, freue ich mich, daß wir noch ganz lange unsere Freude daran haben werden. Die maritime Kopfbedeckung erinnert an den traditionellen Elbsegler, ist aber - ich gebe es gerne zu - sehr freizügig interpretiert und kann sowohl aus Jersey als auch aus festen Stoffen genäht werden. Für jede Stoffart wird es ein extra Schnittmuster geben und wird derzeit zur Probe genäht. Die ersten Mützen dieser Art habe ich bereits zu Anfangszeiten auf meinem Blog gezeigt, und ich bin überrascht über die Entwicklung, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Alte Blogbeiträge zu lesen ist wie eine Zeitreise in ein anderes Jahrhundert zu veranstalten.


Nach Cheshire Cat und Lobster Quadrille könnte ich mir auch den Jabberwocky sehr gut als Motiv für ein Shirt vorstellen, mal sehen, ob ich alle Kapitel durchbekomme und irgendwann das ganze literarische Werk auf Kleidung verewigen werde.

 
Puhh, ein langer Blogbeitrag ist das geworden, aber es war auch eine lange Blogpause.
 
Ganz liebe Grüße
Heike

Schnitte und Material:
Hoodie:"Geheimling", Jersey vom Stoffmarkt und unis aus dem persönlichen Fundus

Hose: "Täschling 2.0", aus Jeans vom Stoffmarkt

Mütze: "Käppling" in Arbeit aus Flanell von Frau Tulpe

Vektorgrafik Hummer von hier, Schriftzug selbst erstellt

7 Kommentare:

  1. Ein wunderschönes Outfit und so ein schön geschriebener Text. Ich mag das ja, wenn man zu den schönen Bildern auch noch ein wenig was zum Lesen hat :-)

    Die Mütze ist übrigens super, mein Junior bräuchte eh gerade dringenst neue Mützen :-)

    lg, Cornelia

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    1. Liebe Cornelia,
      es freut mich, daß Du Dir die Zeit genommen und bis zum Schluß durchgehalten hast. Ich muss gestehen, daß mir das Nähen leichter fällt, als das Schreiben.
      Die Mütze ist in Arbeit, bzw. feile ich noch an der Anleitung.
      Liebe Grüße und Dankeschön für Deinen Kommentar, Heike

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  2. Ich liiiiiiiebe es personalisierte Dinge aufs Shirt zu bannen die man nicht sofort versteht. Wo der Betrachter ein wenig denken und nachfragen muss. Soooo schön!

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    1. Liebe Eva,
      Hach, Du schon wieder <3. Wenn ich einer intelligenten und interessanten Frau einen solchen Kommentar entlocken kann, dann habe ich wohl alles richtig gemacht.
      Ganz lieben Dank fürs Vorbeischauen und Kommentieren <3

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  3. Liebe Heike,
    der Saum des Shirts schaut interessant aus. Ist das ein doppelter Lagenlook? Eine sehr gute Idee wie ich finde.
    Sei lieb gegrüßt
    Ines

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    1. Liebe Ines,
      ich nenne es Lagenlook, ein doppelt gelegtes Bündchen aus Jersey angenäht und abgesteppt. Ich mag diese Art des Abschlusses sehr.
      Liebe Grüße, Heike

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  4. Oft, wenn ich deine Beiträge lese, bekomme ich nicht nur Lust zum Nähen, sondern auch zum Lesen...ich bin immer wieder erstaunt, welche Tiefe hinter Plot oder Applikation steckt.

    Das finde ich großartig, denn etwas so individuelles, wie ein selbstgenähtes Kleidungsstück auf diese Art und Weise noch mehr zu vereinzelstücken ist in meinen Augen tatsächlich Kunst...

    Liebe Heike, liebste Grüße,

    falls du noch einen Kopf für deinen Kopfling zum Probenähen brauchst, ich hätte da 2 Mädchenköpfe (sehr klein und sehr groß) und 2 Jungsköpfe :-)

    Lasst Es euch gut gehen!

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